3. Mainauer Klimadialog: Wie weiter mit der klimaneutralen Schifffahrt?

Als Verfasser der Studie zur emissionsfreien Bodenseeschifffahrt, die wir vor 2 Jahren im Auftrag der Bayerischen Staatskanzlei in der Münchner Residenz vorgestellt und übergeben hatten, waren wir natürlich neugierig auf die Nachfolge-Studie, die nun auch Baden Württemberg bei Fraunhofer (Hamburg) in Auftrag gegeben hatte. Auch sie sollte die „Perspektiven und Handlungsoptionen“ benennen, die dann in der späteren Podiumsdiskussion beim 3.Mainauer Klimadialog näher erörtert werden sollten.

Doch leider schien diese neue Studie noch nicht ganz vorstellungsreif zu sein, so dass die zahlreichen Teilnehmer dieser wichtigen Veranstaltung stattdessen Interessantes bei einem anderen Vortrag erfuhren. Dabei ging es um das Energie-Einsparpotential für die Fahrgastschiffe durch eine digitale Echtzeit-Routenplanung, die z.B. Wind, Wellen und die Strömung berücksichtigt.

Danach zeigte Joel Schmid, Präsident der Stiftung „Quinten lebt“, wie ein abgelegenes, bedingt durch die Lage autofreies 50-Seelen-Dorf am Walensee im Kanton St.Gallen alles dafür tut, um für die wenigen Bewohner interessant zu bleiben und für Individual-Touristen attraktiv. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Shuttle mit einem Wasserstoffboot, das auch als „Ruf-Taxi“ die Verbindung zum gegenüberliegenden Murg sicherstellt. Der benötigte Wasserstoff stammt dabei aus überschüssiger Laufwasserkraft, der sonst ungenutzt bliebe.

Wie man auch die Besitzer der Boote auf den über 160 Kanälen Amsterdams – den sog.  „Grachten“ – zumindest innerhalb des Zentrums dazu bringen kann, emissionsfrei zu fahren, zeigte die konsequent umgesetzte Strategie der Stadt in einem spannenden Video, das Bente van Lookeren moderiert hatte. Auch hier gab es manche Idee, die bald auch am Bodensee auf der Tagesordnung stehen könnte (oder sollte).

Christoph Witte, Geschäftsführer der Bodenseeschifffsbetriebe und unermüdlicher Kämpfer für eine emissionsfreie Schifffahrt auf dem Bodensee, ließ ebenso wie Minister Winfried Hermann bei der nachfolgenden Podiumsdiskussion erkennen, dass der dringliche Wunsch nach staatlicher Unterstützung immer häufiger mit den klammen Kassen und auch anderer Prioritäten seitens der Berliner Politik zu kämpfen hat. Dabei gäbe es viele private Investoren, wenn es denn klare Vorgaben und eine gemeinsame ganzheitliche Strategie für die klimaneutrale Schifffahrt auf dem Bodensee gäbe! – so unsere Gedanken dazu. Leider zu viele Konjunktive, wobei wir in unserer Studie in den Kapiteln 6 und 7 die Grundzüge einer solchen Strategie aufgezeigt hatten.

Die deutsche Politik brachten sowohl die  Anregung von Björn Graf Bernadotte als auch der genüßlich vorgetragene Hinweis vom Schweizer Regierungsrat Walter Schönholzer auf den Punkt: Um es für Mainau-Besucher einfacher zu machen, wünschte sich der eine endlich eine durchgehende und damit attraktive Bahnlinie von Stuttgart nach Konstanz, während der andere daran erinnerte, dass ein großer Teil der Emissionen, die man doch auf dem See verringern möchte, ohnehin nicht auf dem Wasser entsteht, sondern von den Diesel-Loks verursacht wird, die nach wie vor am deutschen Bodenseeufer verkehren.  

Kleiner Trost: Noch am selben Nachmittag ging es für den BW-Verkehrsminister Hermann als wichtigster Treiber dieses Projekts in Überlingen weiter. Dort wurde der endlich unterschriftsreife Plan für den restlichen elektrischen Ausbau der Bodenseegürtelbahn in festlichem Rahmen und mit viel politischer Prominenz festgezurrt und beschlossen. 2037 könnten dann voraussichtlich die ersten Stuttgarter direkt und lokal emissionsfrei an den Bodensee fahren…

Werner Tillmetz und ich waren derweil schon happy, dass wir mit dem „Bumble b“ sogar autonom und ebenso lokal emissionsfrei von der Comturey der Insel Mainau zu unserem Parkplatz fahren konnten und elektrisch zurück nach Lindau. Wäre da nur nicht die Diesel-Fähre zwischen Konstanz und Meersburg dazwischen gewesen…

Beide hatten wir allerdings das Gefühl, dass die Frage, die eigentlich über dem 3.Mainaur Klimadialog stand, nicht so ganz beantwortet wurde, nämlich:

„Wie geht es weiter mit der klimaneutralen Schifffahrt auf dem Bodensee?“

 

Beitragsbild: Uta Weik

Foto: e2connect Bodensee

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