Auf den ersten Blick war das eine überraschende Meldung: Rheinmetall plant Anlagen zur Herstellung synthetischer Kraftstoffe für die Streitkräfte. Angesichts deren hoher Verbräuche an Diesel und Kerosin (20 – 60 Liter pro Soldat und Tag) könnte es nicht schaden, auch klimafreundliche Kraftstoffe beim Militär einzusetzen, so mein erster Gedanke.
Dann wurde mir schnell klar, dass ohne Kraftstoffe kein Panzer oder Transporter fahren und kein Flugzeug abheben kann. Wenn also ein Land von der Versorgung mit Erdöl per Pipeline oder Tankschiff abgeschnitten ist, dann bleiben die Streitkräfte in der Kaserne sitzen. Aufgrund der aktuellen geopolitischen Verwerfungen ist das kein allzu abwegiger Gedanke. Im 2.Weltkrieg hatte dieses Thema entscheidende Konsequenzen. Deutschland war zunehmend von der Versorgung aus den Erdölregionen abgeschnitten und war gezwungen, aus Kohle immer mehr eigene Kraftstoffe herzustellen. Das erfolgte über die sogenannte Fischer-Tropsch-Technologie und wurde vor allem in Leuna im großen Maßstab durchgeführt. Einen lesenswerten Bericht dazu finden Sie im Spiegel.
Es gibt aber auch den ganz anderen Blick auf die fossilen Kraftstoffe: Seit mehr als einhundert Jahren werden unzählige Kriege um Öl, dem Lebenselixier fast aller Volkswirtschaften, geführt. Ohne Öl fährt kein Auto, kein LKW, kein Schiff, kein Traktor. Farben, Kunststoffe für Verpackungen, Isolierungen, Bekleidung und vieles mehr basieren ebenfalls auf Erdöl. Entsprechend hoch ist das politische und wirtschaftliche Interesse an einem zuverlässigen Zugang zu kostengünstigem Erdöl. Beim aktuellen Ölpreis von 60 US Dollar pro Barrel Öl wechseln jeden Tag sechs Milliarden US Dollar den Besitzer. Rechnet man die Veredelung zu Benzin mit ein, dann wird es schnell dreimal so viel. Das gibt auch eine starken Hinweis auf die weltweiten Machtverhältnisse rund um die Geschäfte mit Erdöl und auch Erdgas.
Unabhängig von den fossilen Energien zu werden, ist schon ein faszinierender Gedanke. Dazu könnte auch das Engagement von Rheinmetall beitragen. Gemeinsam mit dem Start Up Unternehmen Ineratec wollen sie modulare Systeme bauen, die aus CO2 und Wasserstoff E-Fuel herstellen. Das kann man überall auf der Welt machen, es braucht nur Sonne oder Wind und das CO2 aus der Luft.
Dann müssten wir keine Kriege mehr um Öl und Gas führen und könnten die E-Fuels beispielsweise auch für die Schiffe auf dem Bodensee verwenden.
Bild: Uta Weik