Liebe Politikerinnen, liebe Politiker,
liebe Journalisten,
und ja: verehrte (deutsche) Auto- und Mineralöl-Industrie,
wie man hört, empfiehlt auch Mario Draghi in seinem Report, dass sich die europäische Politik doch bitte mit der Industrie zusammen tut. Und zwar ganz im Sinne der von ihm propagierten Technologieneutralität, die gerade auch Bestandsflotten betrifft, die möglichst schnell mit klimaneutralen Kraftstoffen versorgt sein wollen.
Denn seien wir ehrlich: Sie wissen ja vermutlich alle, dass der Begriff „Verbrenner-Verbot“ irreführend ist. Und trotzdem vertrauen Sie darauf, dass wir alle dem falschen Eindruck, den Sie damit erwecken, auf den Leim gehen. Deshalb nochmals zur Klarstellung:
Nein, 2035 ist nicht der Zeitpunkt, an dem all die tollen deutschen Autos, die bis dahin mit Benzin oder Diesel fahren, verboten werden.
Das passiert erst 2045, dann müssen wir klimaneutral sein.
Das Problem – und das wissen Sie bestimmt auch – sind eben die genannten Kraftstoffe, weil sie nach wie vor aus fossilen Quellen gewonnen werden. (Darauf, dass die fleißigsten Erdölproduzenten z.B. aus Russland, den USA und Saudi-Arabien kommen, soll an dieser Stelle gar nicht näher eingegangen werden. Hier geht es ja schließlich nicht darum, zusätzlich Ängste zu schüren).
In diesem Zusammenhang spielen nämlich leider auch die großen Mineralölfirmen eine ziemlich passive Rolle – kein Wunder in einer Zeit, wo ihnen Klimawandel und Energiewende die gewohnten Gewinne verhageln. Lediglich BP scheint sich näher mit dem Thema e-Fuel zu befassen, wenn auch vorwiegend für die Luftfahrt, und leider auch mit nachlassender Intensität. Nicht zu reden etwa von Shell oder Total, die das Thema e-Fuel offenbar noch weitgehend verdrängen.
Halten wir also fest: Ihr könnt gerne weiterhin (und spät genug!) alles auf die E-Auto-Karte setzen (auch wenn es vielen unter Ihnen egal zu sein scheint, woher dann der ganze grüne Strom dafür kommen soll). Doch noch mehr gilt: Ihr solltet Eure Technologie und Eure Erfahrungen auch nach 2035 noch einsetzen. Und ja, Ihr könntet auf Eure vorbildlichen Motoren auch in Zukunft noch stolz sein, wenn ihr damit effiziente Hybrid-Antriebe entwickelt.
Denn es geht jetzt im Grunde nur darum: Vertraut bei diesem Thema auf die vielen klugen Köpfe in unserem Land und konzentriert Euch darauf, endlich mehr Schwung in die Herstellung von synthetisch hergestellten Kraftstoffen zu bringen. Also auf
E-Benzin
und
E-Diesel
Zusammengefasst also e-Fuels.
Und dabei den Wasserstoff nicht vergessen, den man einerseits für die Herstellung der E-Fuels braucht, den man aber auch direkt für klimafreundliche Antriebe verwenden kann, anstatt daraus teuren Strom zum Laden der Batterien zu erzeugen.
Uns ist natürlich klar, dass es davon noch viel zu wenig auf dem europäischen Markt gibt. Ebenso liegen auch die Herstellungskosten noch deutlich über denjenigen ihrer fossilen „Vorgänger“.
Wir sind trotzdem sicher, dass HVO aus gebrauchten Pflanzenölen zwar eine mögliche, begrenzt verfügbare Übergangslösung sein wird, aber im Laufe der frühen 2030-Jahre von den genannten rein synthetischen E-Kraftstoffen abgelöst werden muss
Deshalb ein Appell an die Politik: Legt Euren Schwerpunkt bei Förderung und Gesetzgebung nicht immer wieder nur auf batterie-elektrische Fahrzeuge oder andere umstrittene „Volks-Beruhigungs-Maßnahmen“, sondern ermöglicht den gleichberechtigten Hochlauf aller klimaneutraler Antriebstechnologien und Kraftstoffe – dann können alle beruhigt auf das Jahr 2035 blicken.
Denn dann wird sich das berüchtigte „Verbrenner-Aus“ als fragwürdige Angstmache und keinesfalls als das Damokles-Schwert erweisen, mit dem der Untergang der deutschen Autoindustrie bisher an die Wand gemalt wird. Und zwar von Ihnen, liebe Politikerinnen und Politiker, Journalisten und liebe Autoindustrie. Selbst die erfolgsgewohnten Ölkonzerne werden bis dahin hoffentlich merken, dass sie zu lange auf ihr einziges „Pferd“ – nämlich das Öl – gesetzt haben.