Was in der aktuellen Schwäbischen Zeitung als Stellenabbau beschrieben wird, ist ein klassisches Beispiel für einen Euphemismus (beschönigende Beschreibung). Denn in Wirklichkeit bedeutet der Begriff – in diesem Fall auch noch „rechtzeitig“ zu Weihnachten – das Berufs-Ende für 90 langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Firma, denen zumindest „sozial verträglich“ gekündigt wird. Es ist anzunehmen, dass sich die Betroffenen nicht darüber freuen werden.
Gleichwohl ist der Grund für diese Maßnahme aus wirtschaftlicher Sicht durchaus nachvollziehbar. Er lautet – Achtung, Euphemismus Nr. 2 -: „Kapazitätsanpassungen“. Was in diesem Fall bedeutet, dass die Verantwortlichen im Unternehmen die Lage falsch eingeschätzt und einfach zu viel und womöglich auch die falschen Wohnmobile gebaut haben. Dazu gehört, dass der Umstieg auf emissionsfreie Fahrzeuge – zum Beispiel auf eine Antriebstechnik mit Batterie oder Wasserstoff – erst spät in den Blick genommen wurde, auch wenn mittlerweile ein E-Wohnmobil geplant ist – allerdings erst für das Jahr 2028. Wohlwissend, dass bereits für das Jahr 2035 das sog. „Verbrennerverbot“ im Raum stand…
Drei weitere Gründe könnten für diese Einschätzung sprechen:
- Die Corona-bedingte Kauf-Motivation für ein Wohnmobil wegen mehr „Freiheit“ gibt es nicht mehr
- Eine Markt-Sättigung schienen nur wenige Hersteller – auch Dethleffs – in Betracht gezogen zu haben
- Und gerade die jüngere Käuferschicht kann auch rechnen: In 10 Jahren würden sie voraussichtlich ein Verbrenner-Fahrzeug durch die Gegend fahren, das eigentlich gar nicht mehr zugelassen würde und dem vermutlich immer weniger Tankstellen, zudem mit teurem Kraftstoff, zur Verfügung stehen werden.
Letztlich kann man an dieser bedauerlichen Entwicklung vor allem erkennen, dass ein rasantes Wachstum nicht ewig andauert- gerade auch Hersteller von Wohnmobilen erleben dies gerade schmerzhaft. Und damit einher geht bei manchen vielleicht die Frage:
Hätte man den Gewinn aus den guten Zeiten vielleicht doch lieber und rechtzeitig in neue Produkte investieren sollen? Und damit zukunftssichere Arbeitsplätze schaffen können?
Auch hier kann man sich den Hinweis auf den chinesischen Markt leider nicht verkneifen: Dort nimmt das Angebot mit emissionsfreien und klimaschonenden Wohnmobilen rasant zu (siehe unser Beitrag vom September), und wie man hört, gibt es bereits zwei größere Anbieter, die demnächst ihr Geschäft in Deutschland betreiben werden.
Den nunmehr bald ausgeschiedenen Beschäftigten ist zu wünschen, dass sie den chinesischen E-Modellen dann eher aus Neugierde als aus Verärgerung entgegen sehen.
Foto: privat


