In der finnischen Hauptstadt ist etwas gelungen, das viele für utopisch hielten: Seit Juli 2024 hat es in Helsinki keinen einzigen tödlichen Verkehrsunfall mehr gegeben. Eine Großstadt, in der niemand mehr im Straßenverkehr stirbt, ist das Ergebnis einer durchdachten Strategie, bei der viele kluge Maßnahmen zusammenwirken.
Bereits seit 2021 hat Helsinki auf einem Großteil seiner innerstädtischen Straßen Tempo 30 eingeführt, insbesondere in Wohngebieten und in der Nähe von Schulen und Kitas. Die Regel lautet: „Langsam, wo Menschen sind.” In anderen Bereichen gilt Tempo 40 oder 50, doch auch dort hat man durch bauliche Veränderungen, Verkehrsinseln, schmaleren Fahrbahnen und besserer Beleuchtung das Fahrverhalten nachhaltig verändert. Die Stadt hat es geschafft, Straßen so zu gestalten, dass man automatisch langsamer fährt.
Auch bei der Infrastruktur für Radfahrer und Fußgänger hat sich viel getan. Die Stadt verfügt mittlerweile über ein 1.500 Kilometer langes Radwegenetz, das nicht nur sportliche, sondern vor allem alltagstaugliche Strecken bietet.
Besonders bemerkenswert ist der „Kaisantunneli“, ein unterirdischer Tunnel für den Rad- und Fußverkehr, der direkt unter dem Hauptbahnhof verläuft. Er ist schnell, sicher und wetterunabhängig. Während sich der Radverkehr in der Innenstadt insgesamt stabil entwickelt, verzeichneten einige Routen, wie der „North Cycling Highway“, deutliche Zuwächse – dort stiegen die Nutzerzahlen seit 2018 um rund 50 Prozent.
Nicht zu vernachlässigen ist zudem ein starker öffentlicher Nahverkehr mit gut getakteten Linien und verlässlicher Anbindung.
All das ist in Helsinkis „Vision Zero“-Strategie eingebettet: Das Ziel besteht darin, die Zahl schwerer und tödlicher Unfälle auf null zu reduzieren. Jeder schwere Unfall wird analysiert, um daraus konkrete Verbesserungen abzuleiten. Ein Jahr ohne Verkehrstote ist somit kein Zufall, sondern das Ergebnis eines Mobilitätskonzepts, das den Menschen in den Mittelpunkt stellt.
Auch rund um den Bodensee wird viel geradelt. Die Radwege entlang des Sees sind meist gut ausgebaut und landschaftlich reizvoll. Was jedoch oft zur Herausforderung wird, ist der Verkehr in den Städten und im Hinterland. Sobald sich Radfahrer den Raum mit Autos teilen müssen, wird es schnell eng – manchmal auch unübersichtlich und gefährlich.
Helsinki zeigt, dass sich durch clevere Maßnahmen etwas verändern lässt. Dort wurde nicht nur das Tempo im Stadtverkehr reduziert, sondern auch die Infrastruktur konsequent auf das Miteinander im Straßenraum ausgerichtet.
Bild: Petra Boeger + KI