Was machen China und Norwegen bei der E-Mobilität anders?

Bei den Medienberichten zur E-Mobilität ragen diese beiden Länder mit ihren hohen Zulassungszahlen regelmäßig heraus. Das wird gerne als Erfolgsgeschichte bezeichnet, an der wir uns doch ein Beispiel nehmen sollten. Eine ganzheitliche Analyse der Unterschiede zu Deutschland findet jedoch so gut wie nie statt.

In China entfallen mehr als 50% der Neuzulassungen auf New Energy Vehicles (NEV). NEV ist ein Sammelbegriff für Fahrzeuge mit umweltfreundlichen Antrieben wie Batterie-elektrisch, Plug-In-Hybrid, Range-Extender oder Brennstoffzellen. Obwohl ihr Anteil am gesamten Fahrzeugbestand noch unter 10 Prozent liegt, sind die Neuzulassungen mehr als doppelt so hoch wie in Deutschland. Woran liegt das?

Die riesigen Städte Chinas leiden seit vielen Jahren unter einem gigantischen Verkehrschaos. Die lokalen Regierungen haben daher sehr hohe Hürden für die Zulassung neuer Fahrzeuge aufgebaut. Zunächst muss der potenzielle Käufer in einem Losverfahren zu den glücklichen Gewinnern gehören (Gewinnchance 0,2 Prozent). Dann darf er das notwendige Nummernschild für einen fünfstelligen  Betrag (in Euro umgerechnet) erwerben. Erst dann kann er das Auto kaufen. Für NEV-Fahrzeuge gibt es diese Hürde nicht! Damit wird sehr schnell klar, für welches Objekt der Begierde sich der Käufer entscheidet.

Stellen Sie sich vor, in Deutschland könnte man einen Benziner erst nach erfolgreicher Auslosung  und 10.000 Euro Zulassungsgebühr erwerben – da wäre was los!

In dem kleinen, aber wohlhabenden Norwegen ist die Situation eine andere. Dort fallen für Autos mit Verbrenner sehr hohe Steuern an,  während für E-Autos keine Steuern erhoben werden . So kostet ein Verbrenner, der in Deutschland für unter 20.000 Euro zu haben ist, in Norwegen das Doppelte! Damit sind emissionsfreie Fahrzeuge sehr viel günstiger als vergleichbare Verbrenner.  Oft sind E-Autos Zweit- oder Drittfahrzeuge. Der ins Alter gekommene Verbrenner wird dann für die Wochenendfahrt in die einsame Berghütte genutzt. Das ist eine nachvollziehbare Erklärung für den mehr als 90-prozentigen Anteil an E-Autos bei den Neuzulassungen. Beim Bestand aller Fahrzeuge liegt der Anteil bei etwa 25 Prozent.

Stellen Sie sich vor, in Deutschland würden sich die Preise für Benziner aufgrund der Besteuerung verdoppeln  – da wäre was los!

Fazit: Immer nach dem Warum fragen!

Titelbild: Petra Boeger KI generiert

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