Wir fahr’n, fahr’n, fahr’n, auf der Autobahn

Wer erinnert sich noch an den Ohrwurm der Band Kraftwerk aus dem Jahr 1974? Der Inhalt ist überschaubar, aber der Refrain passt wunderschön zur Monotonie einer Fahrt auf der Autobahn:

Die Fahrbahn ist ein graues Band
Weiße Streifen, grüner Rand
Wir fahr’n, fahr’n, fahr’n, auf der Autobahn

Zum Glück muss ich nur noch sehr selten auf die Autobahn. Während einer aktuellen Fahrt auf der A96 – elektrisch und leise –  konnte ich die Monotonie des Fahrens zum Beobachten und Nachdenken nutzen. Eine Nachricht aus dem Autoradio lieferte dabei einen interessanten Aspekt: Die Zahl der insgesamt auf Deutschlands Straßen zugelassenen Fahrzeuge hat 2024 laut einer Statistik des Kraftfahrzeug-Bundesamtes (KBA) zugenommen.

Das bestätigt auch ein Blick aus dem Fenster:
Alle Fahrspuren sind ziemlich voll – und das während der gesamten Fahrt.

Der Bestand an Fahrzeugen erhöhte sich 2024 in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um rund 688.000 Fahrzeuge auf 69 Millionen. Dabei erblickten 380.000 Batterie-elektrische Fahrzeuge im letzten Jahr erstmals das Licht der Straße. Interessant: Das bedeutet ja, dass die Zahl der Fahrzeuge, die mit einem Verbrenner betrieben werden, gleichzeitig um 300.000 gestiegen ist! Und noch eine meist unbeachtete, aber wichtige Zahl: Der Anteil reiner Elektro-PKW liegt bei etwas mehr als 3 Prozent aller zugelassenen PKW, bei Nutzfahrzeugen unter einem Prozent!

Auch das bestätigt ein Blick aus dem Fenster:
Autos mit einem E-Kennzeichen und insbesondere die ohne Auspuff sind nur in homöopathischen Mengen zu erkennen.

Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA): Die höchste Steigerungsrate in Bezug auf die Anzahl der zugelassenen PKW wies das Segment der SUVs (rund 6 Millionen) mit +11,2 Prozent auf. Die Zahl der Wohnmobile hat übrigens eine Million überschritten, das sind ähnlich viele, wie schwere LKWs. Das alles hört sich nach einen hohen Energieverbrauch und damit verbundenen CO2-Emissionen an.

Wieder ein Blick aus dem Fenster:
Viele der PKW fallen nicht nur durch ihre enorme Größe, sondern auch durch sehr hohe Geschwindigkeiten auf, sobald sich auf der linken Spur eine Lücke zum Beschleunigen findet, gefolgt von hektischem Bremsen nach ein paar hundert Metern. Und auf der rechten Spur Wohnmobile und LKW ohne Ende.

Wie ist das eigentlich in anderen Ländern?
In Deutschland kommen auf 1.000 Einwohner (vom Baby bis zum Greis gerechnet) etwa 590 PKW, in Summe sind das  49.1 Millionen PKW. In Europa sind es etwa 560 PKW pro 1.000 Köpfe oder insgesamt 259 Millionen PKW. Die 1,4 Millionen Chinesen besitzen inzwischen 353 Millionen PKW, das sind 250 PKW pro 1.000 Einwohner. Spitzenreiter bleiben die USA mit 850 PKW pro 1.000 Einwohner.

Der fragende Blick aus dem Fenster:
Wie passt das alles vor, neben und hinter mir zu den vielen Medienberichten über die E-Mobilität und den Klimawandel?

Die Zahl der Fahrzeuge nimmt weltweit kontinuierlich zu und liegt derzeit bei rund 1.600 Millionen. Jedes Jahr wächst der Bestand um mehr als 30 Millionen Fahrzeuge.  Das heißt, dass die Zahl an Fahrzeugen mit Verbrenner bis heute mindestens genau so schnell steigt wie die Zahl an Batterie-elektrischen Fahrzeugen. Das spiegelt sich auch in  der Zahl der jährlich neu produzierten Fahrzeuge wider. Von über 90 Millionen neu produzierten Fahrzeugen in 2024 waren 17 Millionen ohne Auspuff, der weitaus größere Teil mit. 

Irgendwie erscheint mir da die öffentliche Debatte zur Mobilitätswende ziemlich surreal 

 

 

 

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