Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler appellieren an die Politik

Im aktuellen Appell einer bayerischen Universität wenden sich (bisher) über 8.500 (der – laut Wikipedia – etwa 480.000) deutschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an die Politik und setzen sich dabei für mehr Klimaschutz ein, der im Wahlkampf und auch in den aktuellen Koalitionsverhandlungen eine sehr untergeordnete Rolle spielt. Auch Teile des BUND nutzen die Vorlage, um sie an seine vielen Mitglieder weiter zu geben.

Das ist natürlich ein sehr wichtiges Thema und ganz im Sinne unserer Aktivitäten. Gleichzeitig machen mich einige Aussagen in dem Appell sehr betroffen.

Die betreffenden „Fakten“ sind nämlich gar keine, sondern nur die nicht zu Ende gedachten Überlegungen eines bestimmten Kreises von Wissenschaftlern. Weltweit arbeiten sehr viele Wissenschaftler und Experten genau an den Themen, die in diesem Appell als nicht zielführend für die Klimawende dargestellt werden, wie .„… E-Fuels und Wasserstoff im Straßenverkehr und für die Wärmeversorgung in Gebäuden

Wasserstoff für die Erzeugung von grünen Strom scheint in den Augen der Appellierenden auch keine Rolle zu spielen.

Hierzu ein einfaches Beispiel, für das man kein wissenschaftliches Studium braucht, um es zu verstehen: Stadtbusse und viele Verteilerfahrzeuge in der Logistik können nur in der Nacht, die ganz oft auch noch windstill ist, laden. Es gibt also keinen grünen Strom, mit dem sich solche E-Fahrzeuge erst das Etikett „emissionsfrei“ verdienen würden, weder aus Photovoltaik noch aus der Windkraft. Wie die Verfügbarkeit von grünem Strom in Deutschland aussieht, kann man sehr schön in der Grafik in diesem Beitrag sehen. Deshalb kann grüner Strom zum Laden der Batterien dann sehr häufig nur von Gasturbinen kommen, die mit Wasserstoff betrieben werden und die einen Wirkungsgrad von 40 Prozent haben.

Damit werden E-Fahrzeuge in der Gesamtbilanz schlechter als diejenigen, die mit Wasserstoff oder e-Fuel als Kraftstoff angetrieben werden (siehe Grafik unten).

Der Appell ist auch ein schlechter Stil: Die vielen, weltweit anders denkenden Wissenschaftler und Experten werden für dumm verkauft. Der so wichtige, ehrliche und offene Diskurs kann mit solchen einseitigen Aussendungen nicht mehr stattfinden. Die Gesellschaft wird falsch informiert und unnötig polarisiert.

Für mich der kritischste Punkt: Mit solchen Aussagen fahren wir die deutsche Volkswirtschaft gegen die Wand. Da sind unsere asiatischen Kollegen sehr viel klüger und weitsichtiger unterwegs.

Bild: Uta Weik

 

 

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Eine Antwort

  1. Zu Werner Tillmetz vom 14.03.2025:
    Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler appellieren an die Politik
    Ich kann hier Werner Tillmetz nur zustimmen, leider erfahre ich auch immer wieder von Mandatsträgern, dass Wasserstoff viel zu teuer und unwirtschaftlich sei.
    Dabei wird vergessen, dass im Sommer und bei viel Wind in Deutschland an den Stromabnehmer noch etwas bezahlt werden muss, anstelle dass wir diesen grünen Strom in Wasserstoff wandeln und für Wintermonate speichern. Leider hat die deutsche Wissenschaft und Politik es auch völlig versäumt, geeignete Speichertechnologien zu entwickeln. Wir sind gegenüber China schon wieder im Hintertreffen.
    Solange für die Elektromobilität Lithium Batterien verwendet werden, muss uns endlich bewusst werden, dass die Gewinnung von Lithium ein – ich sage es bewusst salopp – ein Verbrechen an der Umwelt ist. Das Grundwasser wird auf lange Zeit für Mensch und Tier unbrauchbar. Da ist die Chemie gefordert, umweltfreundliche Batterien ohne Lithium zu entwickeln, erst dann macht Elektromobilität wieder Sinn. Da bleibe ich lieber beim Verbrenner anstatt der Anschaffung eines mit Lithium Batterie betriebenen Autos.
    Mitte des Jahres werde ich vielleicht über ein Wasserstoffprojekt berichten können.
    Dr. Ernst Ammann / Lindau, 16.03.2025

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