Eine volle Ladung Gelassenheit – Fast 4 Jahre E-Auto

Im Februar 2022 haben mein Mann Helmuth und ich einen Erfahrungsbericht über unser erstes E-Auto geschrieben. Damals war unser E-Auto ein halbes Jahr alt und unsere Köpfe noch voller Zahlen: 77 Kilowattstunden nutzbare Batteriekapazität, 11 kW AC-Ladeleistung, 135 kW Schnellladung.

Damals schrieben wir viel über Steckertypen, Ladegeschwindigkeiten, Verbrauchswerte im Sommer und Winter. Über die Suche nach der passenden Ladesäule, die erste Fahrt von Ulm nach Karlsruhe und zurück mit Schweißperlen auf der Stirn, weil die Batterie  hinter Merklingen fast leer war. Über die Unsicherheit: Ist das E-Auto alltagstauglich? Schaffen wir damit Urlaubsfahrten?

Vier Jahre später stellen wir fest: Die Technik interessiert uns kaum noch. Sie funktioniert. Wir kennen unser Auto. Wir wissen, wie weit wir kommen – im Sommer, im Winter, vollbesetzt oder mit leerem Kofferraum. Die Zweifel sind verschwunden, was geblieben ist, ist ein anderes Verhältnis zur Mobilität.

Heute planen wir längere Fahrten zwar immer noch – aber entspannter. Ladepausen werden eingeplant, nicht befürchtet. Tempomat auf 110 oder 120, keine Hektik. Wo früher „Durchfahren“ das Ziel war, ist heute „Ankommen“ die Haltung.

Die Frage, ob wir es bis Hamburg schaffen, ohne allzu oft nachzuladen, stellen wir uns nicht mehr. Stattdessen fragen wir uns, ob wir überhaupt fahren. Nicht, weil wir es nicht könnten – sondern weil sich unser Denken verändert hat. Wir reisen bewusster. Weniger oft. Dafür mit mehr Ruhe.

Unser Leben hat sich nicht wegen des E-Autos verändert – aber es hat uns dabei unterstützt, Dinge zu hinterfragen. Corona hat uns entschleunigt. Die Energiepreise haben uns vorsichtiger werden lassen. Und das Auto? Es passt einfach in unsere Zeit.

Wenn wir nach vier Jahren fast lautloser Fortbewegung wieder in eine Großstadt fahren, merken wir: Lärm, Hektik und Abgase sind keine Selbstverständlichkeit mehr. Wir sind empfindlicher geworden – im besten Sinne.

Das E-Auto zwingt zu Pausen. Anfangs haben wir das als Schwäche empfunden, „wir verlieren Zeit“. Heute empfinden wir die Pausen als wohltuend. Wir steigen aus, strecken uns, trinken Kaffee, schauen uns um. Der Rhythmus hat sich geändert. Und: Wir lassen das Auto öfter stehen – nehmen die Bahn. Oder das Fahrrad. Auch mit Wocheneinkauf im Gepäck. Auch im Winter. Auch wenn es regnet. Es geht, auch wenn es die Helmfrisur nicht dankt 😊

Ja, wir sind nach wie vor von unserem E-Auto überzeugt. Nicht, weil es ein technisches Meisterwerk ist – sondern weil es ein anderes Mobilitätsgefühl mit sich bringt.

Damals dachten wir: Die Reichweite ist unser größtes Thema. Heute wissen wir: Unsere eigene Veränderungsbereitschaft war der eigentliche Schlüssel.

Blogbeitrag teilen

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Das könnte Sie auch interessieren ...

Freude am Fahren

Menschen fahren gerne Auto. Obwohl man Kuppeln und die Gänge wechseln musste, um den Motor bei Laune zu halten. Und der Motor mit Luftfilter und

Weiterlesen »