Selbstverständlich bezieht sich die Frage nicht auf den Fahrer oder Steuermann. Sie bezieht sich ausschließlich auf den Tankinhalt und ganz konkret ist hier Ethanol gemeint. Methanol ist ja auch ein Alkohol und sogar der am einfachsten herstellbare.
Ethanol wird schon seit Jahrzehnten als Kraftstoff genutzt. Wir alle kennen das E10 von der Tankstelle. Dabei handelt es sich um Benzin, dem bis zu 10 Prozent Ethanol beigemischt werden. In den USA und Brasilien wird viel E85 getankt, das dann zu 85 Prozent aus Ethanol und zu 15 Prozent aus Benzin besteht. Vor kurzem wurde Nautic E10 für die Boote am Bodensee vorgestellt. Das ist E10 Kraftstoff mit einem Additiv, das die Einlagerung von Wasser verhindert – die Boote werden ja selten benutzt und da kann Wasser, das sich über die Zeit im Tank angesammelt hat, zu Korrosion führen.
Ethanol (CH3CH2OH) wird durch alkoholische Vergärung aus Zucker mit Hilfe von Enzymen (Hefe) hergestellt. Wir kennen das von der Bier-, Wein- oder Most-Herstellung. Da bei der Gärung nur eine maximale Konzentration von etwa 15 Prozent Alkohol erzeugt werden kann (mehr halten die Enzyme nicht aus), muss der hochprozentige Alkohol durch Destillation erzeugt werden. Der 96-prozentige Alkohol wird dann für die Herstellung von Gin, Whisky oder Obstler mit Wasser verdünnt. Für den Kraftstoff wird er mit Benzin gemischt.
Der allergrößte Anteil an Ethanol wird in den USA aus Mais und in Brasilien aus Zuckerrohr produziert. In diesen Ländern sind die Kosten für Ethanol etwa mit denen für Benzin vergleichbar. In Europa hingegen ist Ethanol teurer als Benzin.
Die Grafik unten zeigt, dass weltweit etwa 110 Milliarden Liter Ethanol pro Jahr produziert werden – Tendenz steigend. Die Mengen sind deutlich größer als die von Biodiesel inkl. HVO und sonstige Pflanzenöle, die auch als Kraftstoff eigesetzt werden. Beides zusammen macht knapp 6 Prozent des gesamten weltweiten Kraftstoffbedarfs aus.
Grafik: Verbrauch an Kraftstoffen biologischem Ursprungs (IEA 2024)
Ist Alkohol als Kraftstoff sinnvoll, schließlich wird er ja aus nachwachsenden Rohstoffen produziert?
Mit E10 lassen sich etwa 8,5 Prozent an CO2 Emissionen einsparen. Dieser Wert berücksichtigt allerdings nicht die Erzeugung des Ethanols. Das ist so wie bei den batterie-elektrischen Fahrzeugen, bei denen die Herkunft des Stroms meistens auch ignoriert wird.
Woher kommen also die Emissionen bei der Herstellung des Ethanols?
Die Destillation ist ein ganz großer Energiefresser und wird gerade in den USA mit billigen (Fracking) Erdgas gemacht. Zudem wird viel Kunstdünger benötigt, der wiederum auch aus Erdgas erzeugt wird. Mit der Düngung geht die Emission von Lachgas einher, das eine um den Faktor 300 größere Klimawirkung als CO2 hat. Hinzu kommen die landwirtschaftlichen Maschinen für Anbau, Ernte und Transport. Für eine positive Klimabilanz bleibt am Schluss nicht mehr viel übrig. Berücksichtigt man zudem die riesigen Monokulturen, die jegliche Art von Biodiversität vernichten, kann die Bilanz auch negativ ausfallen. Die „Tank – Teller“ -Diskussion, die den Anbau von Lebensmitteln anstatt von Energiepflanzen für die heute noch etwa 700 Millionen hungernden Menschen fordert, findet aktuell kaum statt. In diesem Zusammenhang sollte man wissen, dass auf demselben Acker mit Photovoltaik etwa 30-mal so viel Energie geerntet werden kann wie mit Energiepflanzen.
Warum wird dann E10 verkauft?
Damit kann die Mineralölindustrie ihre THG-Quoten sehr bequem erfüllen. Die mächtige Agrarlobby will auch, dass ihre Agrarindustrie brummt. Und vor allem ist E10 für alle Beteiligten (von der Politik bis zu den Tankstellen) ein schönes grünes Aushängeschild, das suggeriert:
„Wir tun etwas für die Umwelt“
Mein Fazit: Ich freue mich über E46, Single Malt, der 12 Jahre im Fass gereift ist.