Heizen mit Wasserstoff oder mit Strom & Wärmepumpe?

Kennen Sie das Gefühl? Sie machen sich ein paar grundlegende Gedanken zu einem Thema und stellen es zur Diskussion. Die Reaktionen darauf sind niederschmetternd. Ihre Aussagen passen leider überhaupt nicht zum aktuellen Mainstream, der vorherrschenden Meinung in den Medien. Einige Monate später finden Sie eine fundierte Studie, die genau Ihre Überlegungen bestätigt. Hurra – jetzt muss es sich nur noch herumsprechen. Leider ist das Lesen und Interpretieren wissenschaftlicher Studien nicht jedermanns Sache und bis sich die Erkenntnisse herumsprechen, dauert es lange – meist zu lange.

Genauso ging es mir vor wenigen Tagen mit einer Britischen Studie. Die Autoren hatten untersucht, was eine Umstellung auf 100 Prozent Heizen mit Wärmepumpen für das Vereinigte Königreich bedeutet: Der Strombedarf würde um 70 Prozent steigen und riesige Mengen an grünem Wasserstoff müssten saisonal gespeichert werden. Aus der so einfach klingenden Lösung Wärempumpe wird plötzlich ein unbezahlbares Abenteuer, wenn man ausrechnet, wie viel Strom in den kalten und dunklen Wintermonaten zum Betrieb der Wärempumpen insgesamt benötigt wird. Die untenstehende Grafik aus einer typischen Winterwoche zeigt, wie wenig grüner Strom zu dieser Jahreszeit in Deutschland heute zur Verfügung steht. Nachdem aber in dieser Jahreszeit Sonne und Wind Mangelware sind, wird sich das auch mit dem Ausbau der installierten Erzeugungskapazitäten nicht ändern.

Bald unzählige Beiträge hatte ich zu dem Thema geschrieben und heftige Diskussionen mit Umweltverbänden geführt – vergebens. Die wollten alle nicht zuhören und nur das predigen, was alle predigen. Dabei hilft eine einfach Dreisatz-Rechnung: Wenn alle 20 Millionen Wohngebäude in Deutschland eine Wärmepumpe mit einer Leistung von 5 Kilowatt betreiben, dann ist in den langen, kalten Winternächten die Wahrscheinlichkeit groß, dass alle gleichzeitig in Betrieb sind: Das sind dann 100.000 Megawatt an Leistung, die zusätzlich zu den heutigen 50.000 -80.000 Megawatt (siehe Grafik) zur Verfügung stehen müssen! Diese Lücke zu schließen, kann nie mit Batterien funktionieren – die sind nach wenigen Stunden leer und für das Aufladen fehlt oft über Wochen der Strom.. Es braucht Gaskraftwerke, die künftig mit importierten grünem Wasserstoff betrieben werden. Heute stehen davon 30.000 Megawatt zur Verfügung – 55.000 Megawatt (siehe Grafik) würden wir brauchen. Aktuell wird gerade die neue Wirtschaftsministerin für genau diese Pläne, die es schon seit vielen Jahren gibt, von den Umweltschutzverbänden und auch prominenten Wissenschaftler*innen angegriffen!

Woher wollen die denn den grünen Strom im Winter hernehmen? Aus der Steckdose?

Damit sie mich nicht falsch verstehen: Wärmepumpen sind eine tolle Sache und für energiearme Neubauten ein Muss. Ideal, wenn sie auch noch mit Seewasser oder Sole betrieben werden können. Aber mit aller Gewalt zu versuchen die riesige Anzahl an Bestandsgebäuden auf Wärmepumpen umzurüsten und nicht zu wissen, woher der grüne Strom dafür kommt, ist reichlich naiv.

Wenn ich aber Wasserstoff aus energiereichen Regionen importieren und über vorhandene Gasleitungen die Gebäude versorgen kann, dann ist das sinnvoll, effizient und kostengünstig!

Zum Glück sind die vielen Gasnetzbetreiber bei der Umstellung des Gasnetzes – auch des Verteilnetzes – sehr agil unterwegs.

 

 

Bild: Petra Boeger – KI generiert

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Eine Antwort

  1. Das ist genau das Kernthema der Energiewende. „Man“ diskutiert über BEV und Wärmepumpen und Effizienz in der Energienutzung, aber nicht darüber, wie die (erneuerbare) Energie, die nunmal – besonders im Winter – volatil ist und gespeichert werden muss und in unseren Spähren nicht effizient erzeugt werden kann, sprich über Raum und Zeit transportiert werden können muss.

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