Mehr als 1.000 Teilnehmer aus 25 Nationen und das auch noch in der Hofburg zu Wien – diese Superlativen sprechen für sich. Für mich war es das erste Mal, auf dem Wiener Motorensymposium dabei sein zu dürfen.
Für meinen Vortrag, der viel Beachtung fand und den Sie im Anhang lesen können, hatte ich bewusst vom ein etwas provokantes Thema gewählt:
Die Energiewende im Verkehrssektor: Grüner Strom kommt aus der Steckdose, jederzeit und so viel wir brauchen – oder?
Aber was waren die wichtigsten Themen auf dem 46. Motorensymposium?
Wasserstoff im Verbrennungsmotor und in der Brennstoffzelle, sowie der Range Extender (ein kompakter Stromgenerator zum Laden der Batterie an Bord) nahmen neben vielen weiteren Technologien rund um die Elektromobilität im PKW und Nutzfahrzeug einen für mich überraschend großen Raum ein.
Die Präsentation von Frontier Economics zu den CO2-Flottengrenzwerten war beeindruckend. Die im Titelbild gezeigte Grafik zur aktuellen Gesetzgebung, die nur die Emissionen am Fahrzeug betrachtet, zeigt, dass die Klimawirkung batterie-elektrischer Fahrzeuge aufgrund des zum Laden erforderlichen Stroms, der häufig aus fossilen Kraftwerken kommt, deutlich begrenzt ist. Immer dringlicher werden daher Regelwerke, die eine ganzheitliche Bilanzierung der CO2-Emissionen berücksichtigen. Diese beinhaltet auch die Energiebereitstellung (z.B. Stromerzeugung). Die heute nur aus den CO2-Emissionen am Fahrzeug resultierenden Strafzahlungen von 15 Milliarden Euro, die durch das „Pooling“ mit anderen Unternehmen etwas reduziert werden, stellen eine hohe Herausforderung für die Fahrzeugindustrie dar und erzeugen enormen Handlungsdruck.
Der FEV hat die möglichen Antriebskonzepte der Zukunft auf Basis einer ganzheitliche Bilanzierung (Life Cycle Analysis) bewertet. Dabei schneidet das Range Extender Electric Vehicle, das mit dem heute an Tankstellen verfügbaren E10-Kraftstoff betrieben wird, in puncto CO2-Bilanz exzellent ab. Mit der Verfügbarkeit von eFuel reduzieren sich die CO2-Emissionen noch weiter und auf das gleiche Niveau wie rein Batterie-elektrische Antriebe (alles für das Jahr 2035 gerechnet).
Die Firma Horse Powertrain, ein Joint Venture von Geely/Volvo, Renault und Saudi Aramco (siehe auch unseren Beitrag dazu), war mit ihren Aggregaten für das Range Extender Electric Vehicle eindrucksvoll vertreten. Dank ihrer globalen Präsenz kann Horse Powertrain diese Aggregate für eine Vielzahl von Kraftstoffen (z.B. Methanol oder Ethanol) und passend für alle Batterie-elektrischen Fahrzeugarchitekturen kostengünstig anbieten. Das weist auf einen neuer Trend in der Antriebstechnologie hin.
Der Vortrag von Bosch-Vorstand Heyn zu den Entwicklungen in Asien war eindrucksvoll und hat gleichzeitig nachdenklich gestimmt. In China spielen Wasserstoff und Brennstoffzelle bei Nutzfahrzeugen eine schnell zunehmende und immer bedeutendere Rolle. Leistung und Lebensdauer sind inzwischen vollkommen wettbewerbsfähig im Vergleich zu Verbrennungsmotoren. Auch die Kosten sinken rapide. Die Entwicklungsgeschwindigkeit in China ist enorm hoch. Ausländische Firmen wie Bosch können da nur mit Entwicklungsaktivitäten vor Ort mithalten.
Zu guter Letzt etwas für die Freunde der Formel 1 und zu den Grenzen des Machbaren, wie es der sehr kurzweilige Vortrag von Herrn Schöggl von der AVL aufzeigte. Ab dem nächsten Jahr darf in der Rennserie nur noch klimaneutrales E-Benzin verwendet werden und der Spritverbrauch muss gleichzeitig um 25 Prozent im Vergleich zum vergangenen Jahr reduziert werden. Zusätzlich kommt eine Batterie mit 1,1 kWh Energieinhalt zum Einsatz, die den 350 kW E-Motor (!!!) mit Strom versorgt und damit für zusätzliche Beschleunigung sorgt. Beim elektrischen Bremsen wird die Energie wieder in die Batterie zurückgespeist. Nachdem das aber nicht für das Vollladen der Batterie ausreicht, muss diese noch zusätzlich über den Verbrennungsmotor nachgeladen werden (wie bei einem Range Extender). Das erfolgt dann während der Beschleunigung von 200 km/h auf über 300 km/h auf der geraden Strecke. Da aber der Spritverbrauch insgesamt begrenzt ist, muss durch die Reduzierung des Luftwiderstandes, das durch das Flachstellen der Flügel erfolgt, der Spritverbrauch für den Vortrieb reduziert werden, um gleichzeitig noch die Batterie laden zu können. Der Erfindergeist kennt keine Grenzen.
Mein Fazit des Symposiums:
Technologische Vielfalt – statt Einfalt – ist für eine erfolgreiche Energiewende entscheidend!
Hier mein Vortrag für Interessierte: