Salzburg diskutiert den Weg zur Klimaneutralität

„Wow“, dieser Vortragssaal ist ja fantastisch: Die Bibliotheksaula der Universität Salzburg glänzt mit mehr als 4.000 Druckwerken aus dem 16. bis 19. Jahrhundert. Der fast zwei Meter hohe Fürstaller-Globus aus dem 18.Jahrhundert prägt zusätzlich den Saal – die perfekte Kulisse für tiefgreifende Gespräche.

Im Rahmen der „Salzburger Vorlesungen“ organisierte Frau Prof. Simone Pokrant von der Universität Salzburg eine Expertenrunde zum Masterplan „Klima & Energie 2030“ des Landes Salzburg. Einer der Schwerpunkte ist dort die Umstellung des Individualverkehrs auf klimafreundliche Antriebe (siehe Vortrag von Frau Prof. Pokrant unten). Salzburg ist, wie auch alle Nachbarstaaten, weit davon entfernt, dieses Ziel bis 2030 zu erreichen. In meinem unten angefügten Impulsvortrag habe ich dieses Thema vertieft und die etwa 80 Gäste dazu ermuntert, sich ein E-Auto anzuschaffen, idealerweise in Kombination mit einer Photovoltaikanlage. Die Schlüsselfragen für eine ganzheitliche Strategie zur Energie- und Mobilitätswende, die auch für jede andere Kommune und jedes Land relevant sind, finden sich ebenfalls in meinen Ausführungen.

Sehr hilfreich waren die Diskussionen mit Walter Schaffer vom regionalen Strom-Netzbetreiber Salzburgnetz. Dank der Wasserkraft kann sich Salzburg zu 100% mit CO₂-freiem Strom versorgen – eine Situation, die sich in Vorarlberg ähnlich darstellt. Der Primärenergiebedarf basiert jedoch immer noch zu 47 Prozent auf fossilen Energien, wie Frau Prof. Petra Denk von der Hochschule Landshut aufzeigte. Theoretisch könnte Salzburg mit seiner Wasserkraft in Kombination mit einem massiven Ausbau der Photovoltaik komplett klimaneutral werden. Allerdings sind die Wasserkraftwerke in ein nationales und internationales Verbundnetz eingebunden. So wäre beispielsweise die Hauptstadt Wien nicht sehr erfreut, wenn bei Dunkelflaute kein Strom mehr aus den Wasserkraftwerken in den Salzburger Bergen kommen würde.

Damit bleibt auch für Salzburg noch viel zu tun!

Abschließend noch zwei Themen, die mir beim Besuch der prominenten „Mozart-Stadt“ bewußt wurden:

Der CO₂-Fußabdruck, den die riesige Schar der aus der ganzen Welt angereisten Touristen und die unzähligen Souvenirs „Made in China“ hinterlassen, spielt in den Zahlen zur Klimabilanz von Salzburg nur eine geringe Rolle. Der internationale Verkehr (Transport und Mobilität) wird in all den nationalen Klimabilanzen nicht erfasst.

Nicht zu übersehen in Salzburg ist die Dominanz der katholischen Kirche mit ihren Prachtbauten. Vielleicht kann sie mit ihrem neuen Papst auch etwas zur Energie- und Klimawende beitragen. Den größten Einfluss auf den Erhalt der Schöpfung hätte eine Veränderung unseres Verhaltens. Die 1,3 Milliarden Katholiken könnten dabei ein Vorbild sein und einen erheblichen Beitrag für einen nachhaltigen Planeten leisten.

 

Titelbild: Podiumsdiskussion in der Bibliotheksaula mit Werner Tillmetz, Walter Schaffer, Simone Pokrant und Petra Denk (v.l.n.r)

Quelle: link

hier der Vortrag von Frau Prof. Pokrant

01Salzburger_Vorlesung_Pokrant

und mein Impulsvortrag:

Salzburg060525

 

 

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2 Antworten

  1. Vielen Dank für die Vortragsfolien und die darin dargestellten Zahlen zu den vielfältigen Energieträgen und deren Nutzungen.
    Meine Fragen dazu kreiseln immer wieder darum:
    – Warum steigen die Ansprüche an die Energieträger immernoch weiter?
    – Welche Möglichkeiten könnten dazu führen, dass die Energiebedarfs- und die Energieverbrauchsmengen wieder sinken?

    Denn selbst wenn die Energieversorgung weiter klimaneutraler wird, die personenbezogenen Energieumsätze sind meiner Ansicht nach viel zu hoch.
    Das macht den prognistizierten Umstieg auf eine klimaneutrale oder klimapositive Energieverwendung und Mobilität nahezu unmöglich.
    Es braucht mehr Transparenz in den Verbrauchseinheiten.
    Vorallem in Bezug auf die persönliche Entscheidungen, sollten die Fragen:
    – Wieviel Energiesklaven (Energieeinheiten in kWh) brauche ich für ein gutes Leben?
    – Wieviel Energiesklaven (Energieeinheiten in kWh) könnte ich vermeidenm durch bewußteres Verhalten?
    – Welche Vorteile kann ich erhalten, durch ein vernünftigeres und klimapositiveres TUN?

    Dann werden die Wachstumsprognosen auf mehr Qualität und weniger auf Quantität orientiert werden.
    Was im Kontext zur „Nachhaltigkeit“ und „Kreislaufwirtschaften“ die bessere Erzählung werden könnte.

    Mit besten Grüßen

    Joachim Seitz

    1. Das könnte jeder für sich selbst sehr einfach beantworten: Wir Deutsche verbrauchen etwa dreimal so viel Energie und Ressourcen als es ein nachhaltiges Wirtschaften erlaubt.
      Christof Drexel hat es in seinem Buch sehr anschaulich analysiert:
      https://www.zwei-grad-eine-tonne.at/home-1

      Nur noch ein Drittel an Benzin oder Diesel verbrauchen, nur noch ein Drittel an Flugreisen machen, nur noch ein Drittel an den vielen Konsumgütern verbrauchen (Klamotten, Handkes….), nur noch ein Drittel an Fleisch essen……

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