Wird die geplante H2-Pipeline ab Genua wieder auf das Bodenseeufer treffen?

Wenn es stimmt, dass Algerien bald zehn Prozent des europäischen Wasserstoff-Bedarfs abdecken könnte – und zwar zu einem konkurrenzlos günstigen Preis – dann sollte man die Schweizer Bemühungen um eine Reaktivierung der Pipelines genau verfolgen. Dies umso mehr, als sich dieser Absicht mittlerweile auch die unmittelbar betroffenen Länder, also Italien, Österreich und Deutschland, angeschlossen haben. Denn immerhin gilt es, die 3.000 Kilometer der künftigen Gesamtstrecke für grünen Wasserstoff, die von Algerien bis ins bayerische Ingolstadt führt, sinnvoll zu erschließen. Und dieser Weg ist schließlich bereits zu 70 Prozent mit vorhandenen Pipelines „gepflastert“, inclusive der 700 Kilometer, die – mit „Halt“ in Vorarlberg und Lindau – eben von Genua nach Ingolstadt führen.

Keine Frage: gerade für die starke Wirtschaft in Süddeutschland wäre die Aussicht auf eine Realisierung dieses Groß-Projekts im Angesicht der wachsenden Bedeutung von grüner Energie und der erforderlichen Infrastruktur ein Riesengewinn. Das gleiche erwartet sich natürlich die Gesamtwirtschaft in Vorarlberg,  der Ostschweiz, dem Bodenseeraum und dem Alpenraum . Viele versprechen sich davon vor allem auch eine länderübergreifende Kooperation, die ganz im Sinne des europäischen Gedankens wäre.

Abzuwarten ist dann freilich, wie stark diesmal der Widerstand von Ökoverbänden wäre, die bereits vor der Inbetriebnahme 1967 gegen die allseits sichtbaren Röhren protestiert hatten, die erst 30 Jahre später stillgelegt wurden. Besiegelt wurde deren Funktion schließlich 10 Jahre später, indem man sie mit Beton auffüllte. Mittlerweile wurde die Strecke neu gestaltet und zugunsten eines reizvollen und beliebten Fahrradweges umfunktioniert. Nicht betroffen ist aber die Rohrleitung, die vom Bodensee nach Ingolstadt führt. Und dort fließt jetzt zum Glück kein Öl mehr, sondern immerhin Erdgas, das vergleichsweise einfach auf Wasserstoff umgerüstet werden kann.  

P.S. Die Studie der Hochschule Ostschweiz gibt einen schönen Überblick zum Thema

 

Foto von Mike Benna auf Unsplash

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