Viele fragen uns immer wieder: woher kommt der grüne Strom? Nun, auch der grüne Strom kommt aus der Steckdose.
Nur nicht automatisch, wie heute, sondern wir müssen einiges dafür erst noch aufbauen. Viele Firmen, Landwirte und Privatleute haben schon verstanden, dass es sich lohnt in Windräder und Solarkraftwerke zu investieren. Grüner Strom ist schon heute günstiger als fossiler Strom.
Aus gegebenem Anlass möchte ich einmal mehr darüber berichten: Langsam wächst sogar in der öffentlichen Debatte die Erkenntnis, dass grüner Strom nicht immer direkt verfügbar ist, wann und wo man diesen gerne nutzen möchte. Mittags oder bei Sturm hat man viel zuviel, nachts oder bei Flaute hat man zu wenig davon.
Wegschauen hilft da nicht! Erste kluge Köpfe empfehlen deshalb, den überschüssigen Strom zu speichern oder in eine speicherbare Form umzuwandeln. Kurzfristig über mehrere Stunden und für kleine Energiemengen geht das prima mit Batterien. Um größere Energiemengen für längere Zeiträume z.B. im Winter zu speichern braucht man jedoch andere Speicher mit einer sehr viel höheren Energiedichte als Batterien das leisten können. Deshalb arbeiten Gemeinden und Regierungen jetzt schon daran dafür eine Infrastruktur aufzubauen und zu fördern. In Zeiten hoher Stromerzeugung, weit über der Nachfrage, bietet es sich an, diesen Strom z.B. in Wasserstoffgas umzuwandeln und in Tanks zu speichern. Damit können Industrie und Haushalte jederzeit und sehr einfach direkt Wärme erzeugen. Dieser Wasserstoff kann aber auch wieder in Strom umgewandelt werden, wenn gerade nicht genügend grüner Strom produziert wird.
Ergibt das Sinn? Na klar. Man bringt damit den Strom, den man heute sinnlos im grossen Maßstab abregelt zeitlich versetzt wieder zum Verbraucher. Und das Ganze funktioniert sogar ganz prima auf regionaler Ebene und erfordert deshalb nur sehr wenige Anpassungen der bestehenden Stromnetze.
Hilfreich ist daneben auch die flächendeckende Nutzung von Smart Metern, mithilfe derer man in einem gewissen Maße automatisiert auch die Nutzung an das Angebot von günstigem grünen Strom anpassen kann.
Einzellösungen führen in unserem Energiesystem allerdings nicht zum Ziel. In Abstimmung mit den regionalen Gegebenheiten ist eine gute Mischung an sich ergänzenden Lösungen gefragt, um bald nicht mehr auf Kohle, Gas und Öl angewiesen zu sein.
Lasst Euch bitte nicht aufs Glatteis führen: es ist klar, dass nur eine gute Mischung aus Elektronen und Molekülen die Energiewende ins Ziel führt. Und wie auch schon heute werden in Zukunft weit mehr als die Hälfte der Energieträger importiert werden und zwar aus Gegenden, wo grüne Energie wesentlich günstiger hergestellt werden kann als in Deutschland. Um das zu bewerkstelligen werden dann Pipelines genutzt oder der Wasserstoff wird in seine flüssige Derivate umgewandelt wie z.B. eMethanol und günstig mit Schiffen transportiert.
Heute schimpfen viele über die Planung von neuen Gaskraftwerken. Wenn wir Strom weiterhin zu jeder Tages- und Jahreszeit verfügbar haben wollen, sind diese Kraftwerke jedoch notwendig. Allerdings sollten sie auch tauglich sein, bald auf Wasserstoff und eMethanol umgestellt werden zu können.
Nun haben wir gelernt: ja, der Strom kommt weiterhin aus der Steckdose. Aber die Erzeugung dahinter benötigt neben Wind und Sonne auch viele Speicher und Gaskraftwerke um das Stromangebot der Last anzupassen oder einfach direkt Wärme zu erzeugen.
Viele entgegnen dass es noch keine Speicher gibt, dass es nicht genügend grünen Strom gibt, dass es noch keinen grünen Wasserstoff gibt und dass es sehr schwer sei, dies alles aufzubauen.
So ist das mit der Veränderung. Man muss heute damit anfangen und diesem eigentlich doch ganz einfach zu verstehenden Gesamtkonzept folgen. Meine grobe Faustregel besagt, daß in Zukunft durchschnittlich ein Drittel der klimaneutralen Energie direkt über Strom bereitgestellt wird, ein Drittel über Gas und ein Drittel über flüssige Energieträger.
Und wenn man genau hinschaut entstehen gerade schon die ersten der oben beschriebenen Bausteine der neuen Energieversorgung. Diese werden weiterentwickelt und schon bald zum Standard werden. Auch wenn die Händler der fossilen Energien eine ganz andere Geschichte erzählen um uns zu bremsen ist es notwendig die Energiewende jetzt weiter mit voller Kraft voranzutreiben.
Noch eine sehr gute Nachricht: die besten Ideen führen auch bei uns in Europa zu neuen Industrien, spannenden Arbeitsplätzen und einer nachhaltigen Gesundung der Wirtschaft.
Also, bitte weitersagen…!
Titelbild: Scott Webb @ unsplash.com