Schaffen wir die Klimaziele 2030?

„Nein!“,  so lautet die Aussage des Umweltbundesamtes (UBA) in einem aktuellen Bericht:

„Es bestätigt und verschärft sich hingegen, dass Deutschland seine Ziele zur EU-Klimaschutzverordnung (Effort Sharing Regulation, ESR) zwischen 2021 und 2030 deutlich zu verfehlen droht. Die voraussichtliche Gesamtlücke im Zeitraum 2021 bis 2030 beträgt derzeit
226 Mio. t CO2-Äq. Dies liegt vor allem an den unzureichenden Fortschritten in den Sektoren Verkehr und Gebäude, die mittel- und langfristig auch zum Problem für die Transformation zur Klimaneutralität werden können. Ohne schnelle Nachsteuerung in diesen Sektoren drohen sprunghaft ansteigende CO2-Preise sowie hohe Strafzahlungen an andere EU-Staaten. Die Gelder für Letzteres sollten besser für Investitionen zur Transformation und Treibhausgasminderung in Deutschland eingesetzt werden“.

Lassen Sie uns doch mal die Aussagen des UBA etwas vertiefen:

Die gute Nachricht: Die Energiewirtschaft (d.h. die Stromerzeugung) steht dank des schnellen Ausbaus von Sonnenstrom aktuell gut da. Dabei war die  Ernte an Windstrom aufgrund der vielen Hochdruckwetterlagen  2024 sogar schlechter als das Jahr zuvor. Was nicht gesagt wurde: Der gesamte Stromverbrauch Deutschlands war 2024 niedriger als 2023 und damit wurde auch die CO2-Bilanz besser. Der niedrigere Stromverbrauch hat viel mit der wirtschaftlichen Lage zu tun hat, die ja wieder in Schwung kommen soll. Geht dann die CO2-Emission wieder nach oben?

Die Industrie liegt in Bezug auf die Emission von Klimagasen auch ganz gut im Rennen. Auch hierfür spielt der wirtschaftliche Abschwung (z.B. Zement für die Bauwirtschaft), sowie die weitere Verlagerung energieintensiver Produktion ins Ausland (Beispiel Kunstdünger) eine entscheidende Rolle.

Die „Sündenböcke“ sind Verkehr und Gebäude. Hier wird vom UBA leider nicht auf die Herkunft der Energie (Strom) für das Fahren und das Heizen hingewiesen. Der Verkehr selbst könnte zum Beispiel durch ein Tempolimit die CO2-Emissionen reduzieren. Wollen wir aber immer mehr Batterie-elektrische Fahrzeuge fahren und mit Wärmepumpen heizen, dann brauchen wir auch mehr Strom, und den liefert die Energiewirtschaft. Wie wir diesen künftigen Mehrbedarf an Strom ohne Kohle und ohne Erdgas, also CO2-frei, bedarfsgerecht herstellen wollen, das wird nicht thematisiert. Die  Grafik unten (Daten aus Energy-Charts) skizziert die zu erwartende Stromlücke im Jahr 2030, die wir auch bei einer Verdopplung der installierten Solar- und Windstromanlagen haben werden und über Strom aus Gaskraftwerken schließen müssen. Erst wenn dieser Strom CO2-frei (aus grünem Wasserstoff) erzeugt werden kann, wird die Klimabilanz gut.

Dann gibt es noch den Ausbau der Ladeinfrastruktur. Wer ist denn dafür verantwortlich? Nach den Äußerungen der Autoindustrie scheint das der Staat (also wir Steuerzahler) zu sein – zumindest, was die Finanzierung betrifft. Ist das so?

Was tun um die Klimaziele zu erreichen?

Wir brauchen eine ehrliche, ganzheitliche Analyse, wie ich es stark verkürzt skizziert habe. Leider findet diese in Deutschland so gut wie nicht statt, und die meisten träumen weiter vor sich hin und wundern sich, wenn sie plötzlich aufwachen und von der Realität eingeholt werden.

Zum Schluss noch eine gute Nachricht:

Der so dringende Ausbau der Stromspeicher nimmt Fahrt auf und hilft enorm beim Erreichen der Klimaziele, die ja gerade Bestandteil unserer Verfassung werden!

 

Grafik: Erzeugung von grünem Strom und Gesamtverbrauch an Strom in Deutschland in der KW 3.
Die Differenz von bis zu 55 Gigawatt Leistung und etwa 5 Milliarden Kilowattstunden wird zum größten Teil durch Gas- und Kohlekraftwerke gedeckt. Das wird sich in den kommenden 5 Jahren nur relativ wenig ändern, trotz der Verdopplung an Sonnenstrom- und Windkraftanlagen.

 

Quelle Titelbild: Umweltbundesamt

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